Malaysia stand vor der Planung unserer Asien-Reise eigentlich nicht auf unserer Liste an Ländern, die wir mal besuchen wollen. Es ist schließlich ein eher unbekanntes Urlaubsland bei uns in Deutschland. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen wollten wir dieses Land, über das wir so wenig wussten, näher kennenlernen.
Mit dem Bus von Singapur nach Malakka
Da Singapur Teil der Malaiischen Halbinsel ist, haben wir uns dazu entschlossen, mit dem Bus von Singapur nach Malakka zu fahren, unserem ersten Ziel in Malaysia. Die Busfahrt war angenehm und günstig, nur bei der Grenzkontrolle wurde ich (Daria) etwas nervös, weil wir in einer anderen Reihe eingeordnet wurden, als der Rest unserer Reisegruppe und unsere Schlange leider vieeeel langsamer voranging, als die der anderen. Aber zum Glück hatte der Busfahrer ein genaues Auge auf seine Schäfchen und hat sehr genau darauf geachtet, dass alle da sind, bevor er weiter fuhr.
Unser erster Eindruck von Malaysia war ganz anders, als wir es nach einem Monat auf Bali erwartet hätten: Malaysia scheint eine Autonation zu sein – die Straßen, vor allem die Autobahn, sind sehr gut ausgebaut und es sind viel mehr Autos als Roller unterwegs. Roller gibt es generell wenig. Wenn, dann wir hier Motorrad gefahren – ohne Schutzkleidung auf der Autobahn, was mich beim bloßen Anblick schon ziemlich nervös gemacht hat.
Außerdem sind wir an endlosen Ölpalmenplantagen vorbeigefahren und haben dementsprechend etwas recherchiert. Malaysia ist nach Indonesien der zweitgrößte Palmöllieferant der Welt. Das hatten wir so gar nicht auf dem Schirm, weil wir in Deutschland ja meistens nur davon hören, dass der Regenwald in Südamerika für Palmölplantagen abgeholzt wird. Hier geschieht leider dasselbe, aber zumindest offiziell arbeitet Malaysia daran, die Plantagen möglichst umweltschonend anzulegen, also keine weiteren Urwaldgebiete abzuholzen.
Angekommen in Malakka haben wir uns erst mal ein Gräb (eigentlich Grab geschrieben, aber das hat auf Deutsch immer so unangenehme Assoziationen) zu unserem Airbnb genommen. Malakka war nach dem offensichtlich sehr reichen Singapur ein krasses Kontrastprogramm: Viele Autos hatten ihre besten Jahre schon lange hinter sich und die Häuser sahen zum Teil ziemlich heruntergekommen aus.
Nachdem wir uns etwas sortiert hatten, haben wir die auf einem benachbarten Hotel gelegene Rooftop-Bar als Abendessenslocation auserkoren. Hier verhärtete sich unsere „Wir sind am Ende der Welt“-Stimmung noch etwas: Empfangen und bedient wurden wir von einem ca. zwölfjährigen Jungen, während sich um uns herum ein Haufen Chinesen (wahrscheinlich Singapurer) ordentlich einen hinter die Binde kippten. Untermalt wurde diese Szene von einem herrlichen Ausblick auf vergammelte Hochhäuser und eine riesige Bauruine. Es fühlte sich irgendwie total absurd an, in dieser schicken Bar zu sitzen und einen Ausblick mit leicht postapokalyptischen Vibes zu haben. Naja, wir haben uns der Situation angepasst und uns auch leicht einen reingestellt, bevor wir völlig erledigt in unser leider super hellhöriges Airbnb zurückgekehrt sind.
Die Wände zur Straße waren so dünn, dass jedes Motorrad klang, als würde es direkt neben uns beschleunigen. Gruselig wurde es eines Nachts, als ein Gewitter losging, das wir so noch nicht in unserem Leben erlebt hatten. Außerdem haben wir erfahren, dass einen Tag vor unserer Weiterreise Wahlen in Malaysia sind und Wahlkampf funktioniert hier etwas anders als bei uns: Anhänger der Parteien fahren laut hupend in Autos, die klingen, als hätte man jegliche Dämpfer abgeschraubt, durch die Straßen – und zwar bis nachts um 2. 🫠
Die beiden vollen Tage, die wir in Malakka hatten, haben wir also entsprechend unausgeschlafen damit verbracht, die Stadt zu erkunden und einen dicken Migräneanfall meinerseits auszukurieren. Highlight in Malakka war auf jeden Fall der Night Market auf der Jonker Street, auf dem es allerlei Köstlichkeiten zu echt günstigen Preisen gab.
Nach drei Nächten mit sehr wenig Schlaf waren wir allerdings ziemlich froh, dass es weiter ging und noch nicht ganz sicher, ob uns dieses Land so gefallen würde.
Kuala Selangor – jetzt sind wir wirklich am Ende der Welt
Da wir noch in Berlin schon den Flug von Kuala Lumpur nach Bangkok gebucht hatten, haben wir entschieden, Kuala Lumpur, das eigentlich auf dem Weg in den Norden liegt, erst mal zu skippen und uns die Metropole am Ende unserer Malaysia-Reise anzugucken. Deshalb haben wir uns überlegt, einen kleinen Abstecher in eine kleine Stadt westlich von Kuala Lumpur zu machen, wo es ganz viele Glühwürmchen gibt.
Die Reise in diese Stadt war so ziemlich die anstrengenste, die wir bis dato hatten, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Zuerst mussten wir wieder mit dem Bus nach Kuala Lumpur fahren. Allerdings war der Busbahnhof nicht in Laufnähe unserer Unterkunft, also waren wir auf ein Gräb oder Taxi angewiesen. Wie schon erwähnt, waren ja am Tag vor unserer Abreise Wahlen. Dazu gehört anscheinend auch ein nationaler Feiertag am Tag danach. Wir haben kein Gräb bekommen und auch über das Hotel um die Ecke mit der Rooftop-Bar, in dem wir dann nachgefragt hatten, war kein Taxi zu organisieren, weil alle Fahrer noch geschlafen haben. Zum Glück hatte der Rezeptionist gerade Feierabend und wohnte wohl in der Nähe des Busbahnhofs, also hat er uns kurzerhand in sein kleines Familienauto eingeladen und zum Bahnhof gebracht. Glück gehabt!
Die Busfahrt war wieder sehr angenehm und für den weiteren Verlauf der Reise hatten wir uns eine Strecke mit der Metro in Kuala Lumpur – kein Problem – und mit einem Bus, der über die Dörfer tingeln sollte – sehr großes Problem – rausgesucht.
Die erste Herausforderung war, die Bushaltestelle des letzten Busses zu finden. Bushaltestellen sind in Kuala Lumpur in keinster Weise markiert. Wir standen ratlos in der Straße, wo sie sein sollte und an einer Stelle standen ein paar Menschen, die wartend aussahen. Also haben wir das eine Weile beobachtet und siehe da, irgendwann kam ein Bus, hielt auf der Straße und hat Leute ein- und ausgeladen. Also haben wir uns mit unseren 20 Kilo auf Bauch und Rücken dazu in die Sonne gestellt und gewartet. Und gewartet. Und gewaaaaartet… Unser Bus kam einfach nicht, obwohl er alle halbe Stunde kommen sollte. Völlig überhitzt und erledigt haben wir nach 40 Minuten aufgegeben und uns ein Gräb für die letzte Etappe gerufen. Das war leider etwas teurer – 30€ für ca 1 1/2 Stunden fahrt – aber immerhin sind wir irgendwie an diesem doch sehr weit entfernten Ort heile angekommen.
Hotelmäßig gab es nicht viel Auswahl, wir hatten ein kleines fensterloses Zimmer direkt am Fluss. Von der schönen Aussicht hatten wir dementsprechend leider nicht viel, aber es war ja nur für zwei Nächte. Im Hotel haben wir herausgefunden, dass wir für die Fireflies-Tour gar nicht zu dem Tourispot gehen mussten, sondern diese direkt vom Hotel aus für weniger Geld machen konnten. Also haben wir das gleich am ersten Abend in Angriff genommen. Die Tour war wirklich magisch, die Glühwürmchen in den Mangroven sahen aus wie ganz viele kleine LED-Birnen, die fröhlich vor sich hingeblinkt haben – ein kleines bisschen Weihnachtsstimmung hatten wir da schon. 🙂
Da wir gleich am ersten Abend schon das abgehakt hatten, was wir uns für die Zeit in Kuala Selangor vorgenommen hatten, konnten wir den nächsten Tag ganz gemütlich starten. Wir mussten allerdings dringend etwas Bargeld besorgen, wofür wir auf die andere Seite des Flusses mussten. Da hinzukommen erwies sich als gar nicht so einfach, da der einzige Weg über den Fluss eine Autobahnbrücke war, die nur mit einem Fahrzeug überquert werden konnte. Aber zum Glück ist Gräb hier wirklich allgegenwärtig. Drüben angekommen und mit Bargeld versorgt haben wir uns noch einen Hügel mit einem Museum zur Geschichte des Ortes angeschaut, auf den wir mit einer sehr cuten Traktorbahn hochfahren konnten. Oben angekommen sind wir den allgegenwärtigen Affen großräumig aus dem Weg gegangen und haben einen sehr netten Thailänder kennengelernt, der uns letztendlich sogar noch zu unserem Hotel gebracht hat.
Den Rest unserer Zeit in Kuala Selangor haben wir mit wahnsinnig gutem und günstigem Essen verbracht. 🙂
Ostsee-Sommer in den Cameron Highlands
Für unsere Reise zu unserem nächsten Ziel, Ipoh, haben wir uns vorsorglich ein Gräb über das Hotel für die richtigte Uhrzeit zum Bahnhof in Kuala Lumpur bestellt. Von dort aus sind wir sehr entspannt mit dem Zug bis nach Ipoh gefahren. Das war zwar etwas teurer – 9€ pro Person vs. 4€, die der Bus gekostet hätte – ging dafür doppelt so schnell und wir wollen natürlich auch unterschiedliche Verkehrsmittel ausprobieren. Zug fahren in Malaysia können wir sehr empfehlen!
In Ipoh haben wir wie immer die letzten Meter mit einem Gräb zu unserer Unterkunft zurückgelegt und sind einfach in einem Weihnachtsparadies gelandet! Das Tudor war definitiv unsere beste Unterkunft in ganz Malaysia. Die Unterkunft war in einer Villa etwas außerhalb vom Stadtzentrum gebaut und erinnerte mich an ein kleines Hotel in einem Skigebiet, was vielleicht auch an der wirklich liebevollen Weihnachtsdeko im Foyer lag. Unser Zimmer war geräumig und hatte sogar einen eigenen Balkon und die Angestellten waren super freundlich und hilfsbereit.
Wir wollten gerne einen Ausflug in die Cameron Highlands machen, ein etwas höher gelegenes Gebiet, in dem es etwas kühler ist. Allerdings gab es keinen Bus dorthin und ein Fahrer hätte ziemlich viel gekostet, also entschlossen wir uns spontan dazu, ein Auto zu mieten, was mit Hilfe der Rezeptionistin easy möglich war. Gezahlt haben wir ca. 30 € für einen Tag, an dem wir frei rumcruisen konnten.
Der Weg in die Berge war auch sehr schön und voller Serpentinen, wodurch ich ziemlich damit kämpfen musste, nicht einzuschlafen, weil ich ja was von der Gegend sehen wollte. Oben angekommen hatten wir richtig Glück mit dem Wetter, das sehr nach Regen aussah, der aber nicht runtergekommen ist. Die Temperaturen waren nach 1 1/2 Monaten entweder tropischer Hitze oder künstlich runtergekühlten Räumen ein wahrer Segen! Fast schon kühle 22°C und ein angenehmer Wind gaben uns fast das Gefühl, einen Sommertag an der Ostsee zu erleben.
Wegen der kühlen Temperaturen wird dieses Gebiet hauptsächlich zum Obst- und Gemüseanbau in Gewächshäusern und Tee in den Hügeln genutzt. Erdbeerfarmen, in denen man selbst Erdbeeren pflücken konnte, waren für inländische Tourist*innen ein richtiges Highlight, wovon wir uns aber fern gehalten haben, weil ein Korb ziemlich teuer war und für uns Erdbeeren ja nicht sooo besonders sind. Angeguckt haben wir uns dafür ein „Sheep Sanctuary“, bei dem wir davon ausgegangen sind, dass das ein netter Streichelzoo ähnlich wie bei uns sein könnte. Da lagen wir allerdings etwas daneben. Die Schafe hatten kaum Auslauf, nur steile Wege, auf denen sich auch diverse Tourist*innen gedrängelt haben und zum Teil ihre Kinder auf die Schafe gesetzt haben 🙁 Dazu waren die Schafe maßlos überfüttert, weil jede*r am Eingang ein Päckchen Futter bekommen hat…
Interessant fand ich allerdings, dass die inländischen Tourist*innen viel mehr Respekt vor den Schafen hatten, als zum Beispiel die Leute vor den Affen in Kuala Selangor. Aber klar, ein Schaf ist ziemlich groß und kann dich ganz schön wegtacklen, wenn es vorbei will und kaum Platz hat. Mir persönlich sind allerdings ein paar bestimmt in den Bauch gerammte Schafshörner lieber, als ein Affe, der mich in den Arm beißt. Ist wahrscheinlich alles Gewohnheit. 😀
Wirklich wunderschön anzusehen waren die Teeplantagen, an denen wir auch noch einen kurzen Stopp gemacht haben und in einem Restaurant einen unglaublich leckeren Tee getrunken haben. Malaysia wird uns wahrscheinlich als Land des guten Tees in Erinnerung bleiben. Auf dem Rückweg nach Ipoh konnte ich die Augen echt nicht mehr offen halten und habe seelig geschlummert, Serpentinen sind auch einfach viel zu gemütlich!
An unserem zweiten Tag in Ipoh sind wir noch etwas durch die Stadt geschlendert, haben uns Streetart angeguckt und uns abends den Bauch auf dem örtlichen Night Market vollgehauen. Wir sind stark dafür, dass es Nightmarkets oder wenigstens Hawker Centre auch in Deutschland geben sollte!
Die Cameron Highlands Teeplantagen sehen ja wirklich atemberaubend aus! 😍