Der weitere Verlauf unserer Malaysia-Zeit führte uns auf zwei sehr unterschiedliche Inseln und letztendlich zurück in die Hauptstadt Kuala Lumpur.
Penang – überwiegend chinesisch
Schweren Herzens mussten wir uns von unserer zauberhaften Unterkunft in Ipoh verabschieden und haben uns mit dem Bus auf Richtung Butterworth gemacht, einer Industriestadt direkt gegenüber der Insel Penang, die unser nächstes Ziel sein sollte. Die Fähre hat pro Person 60 Cent gekostet und ist ca. 15 Minuten gemütlich übers Wasser getuckert. Leicht nervös waren wir wegen des Sicherheitsvideos, das am Anfang eine Fähre zeigt, die in Flammen steht – nicht das, was man sehen möchte, wenn man gerade in einer baugleichen Fähre sitzt…
Angekommen in Georgetown, der Hauptstadt auf Penang, sind uns sofort die vielen westlichen Tourist*innen und die im Vergleich sehr gepflegten Häuser aufgefallen. Penang gehört zu den touristischeren Regionen Malaysias, was wir nach knapp 2 Wochen in weniger touristischen Gebieten gar nicht mehr so gewohnt waren.
Insgesamt haben wir vier Nächte auf der Insel verbracht, hatten also drei volle Tage, um die süße Altstadt mit ihren wunderbar bunten Shophouses, den Penang Hill mit der tollen Aussicht und die reichen Clanhouses im Kontrast zu den einfacheren, aber nicht weniger spannenden Clan-Jettys zu erkunden.
Auf Penang leben überwiegend chinesisch-stämmige Malaiien, was sich unter anderem in der Bauweise der Häuser zeigt. Die Shophouses kannten wir schon aus Singapur und Malakka: Das sind Reihenhäuser, deren untere Etage so zurückgebaut ist, dass ein überdachter Gang entsteht, der einen sehr gut vor Sonne und plötzlichen Regengüssen schützt. Die untere Etage wird als Ladenfläche genutzt, während in der oberen Etage Platz zum Wohnen ist. Oft gehen diese Häuser ewig in die Tiefe und sind sehr schmal gebaut, wodurch es sehr wenig Licht im Haus gibt, was wir in unserem wieder mal fensterlosen Hotelzimmer hautnah miterleben konnten.
Besonders interessant fanden wir in Georgetown die – natürlich als Sehenswürdigkeiten ausgebauten – Clanwohngebiete. Wir haben uns ein Clanhaus eines sehr reichen chinesischen Handelsclans angeschaut, das einen eigenen wirklich beeindruckenden Tempel und ein Museum über die Historie des Clans hatte, wo wir sehr viel über die Geschichte der chinesischstämmigen Malaiien lernen konnten. Im Kontrast dazu haben wir uns noch die Jettys angeschaut: Häuser die entlang eines Stegs komplett auf dem Wasser gebaut sind, wo früher die ärmeren Clans gewohnt haben. Heutzutage sind natürlich auch diese sehr touristisch geprägt und voller Souvenir-Shops, aber die alten Planken und zusammengeschusterten Häuser haben trotzdem noch eine Ahnung davon gegeben, wie das Leben hier wohl mal gewesen sein muss.
Auf Penang gibt es einen Hügel – natürlich voller Affen – auf den man mit einer super steilen Standseilbahn fahren konnte. Das war so ziemlich das touristischste Ziel, das wir in ganz Malaysia angesteuert haben. Nach zwei Stunden warten zwischen ungeduldig quengelnden Kindern hatten wir auch endlich das Vergnügen, eingequetscht wie Sardinen die 5-Minütige Fahrt auf den Hügel zu erleben. Oben angekommen sind wir etwas planlos rumgelaufen, haben die Aussicht bestaunt und sind einen wunderschönen Dschungel-Wanderweg gelaufen. Auf dem Hügel ist uns das unter anderem in Malaysia beheimatete Schwarze Riesenhörnchen über den Weg gelaufen, das ca. 30 Zentimeter lang war und uns dementsprechend ziemlich beeindruckt hat. Irgendwann gesättigt von schönen Ausblicken haben wir uns in die zum Glück nicht ganz so lange Schlange für den Zug zurück eingereiht. Während wir dort warteten, konnten wir einer Gruppe von Brillenlanguren dabei zuschauen, wie sie fröhlich am Café nebenan hoch und runter geklettert sind. Ich war nur froh, dass die Aufmerksamkeit nicht bei uns lag. 😀
Langkawi – überwiegend malaiisch
Unser nächstes Ziel, Langkawi, haben wir mit dem kürzesten Flug unseres Lebens angesteuert, weil ich – wahrscheinlich unbegründet – etwas Angst davor hatte, mit dem Boot durch die berüchtigte Straße von Malakka zu fahren. Mit leicht schlechtem Gewissen sind wir also nach 35 Minuten Flug auf der nächsten malaiischen Insel gelandet, die gegensätzlicher nicht hätte sein können.
Langkawi gilt als Geheimtipp für Tourist*innen, da die Insel noch nicht komplett überlaufen ist und – der für in- und ausländische Tourist*innen interessanteste Aspekt – komplett steuerfrei ist. Das bedeutet, dass hier unter anderem Alkohol, der in dem muslimischen Land sehr teuer ist, viel günstiger ist, als auf dem Festland. Das bringt natürlich eine Menge Sauftourismus mit sich, was wir anfangs nicht ganz auf dem Schirm hatten.
Dementsprechend hat uns diese weniger kulturell geprägte Insel nicht ganz so gut gefallen, wie Penang, weil Strand und Saufen einfach nicht so unsere Prioritäten auf dieser Reise sind. 😀 Trotzdem haben wir ein paar schöne Tage am Strand und auf diversen Night Markets verbracht und uns die Zeit da so schön wie möglich gemacht.
Die Nightmarkets hier hatten eine ganz besondere Atmosphäre: Jeder Stand hatte einen lauten Generator, um die Kochstellen zu betreiben und der Boden war durch den Regen immer völlig aufgeweicht. Gepaart mit den Verkäufer*innen, die lautstark ihre Waren angepriesen haben und Kindern, die zwischen den Besucher*innen rumgerannt sind, hat uns dieses Chaos anfangs ziemlich überfordert, aber letztendlich doch auch ziemlich viel Spaß gemacht.
Unsere Unterkunft war auch etwas experimentell: Wir hatten ein Zimmer in einem Hostel, dessen Besitzer zwar ganz nett, aber kaum verfügbar war. Das Haus war sehr liebevoll selbst gebaut, aber leider gar nicht gedämmt, so dass wir mehr von dem australischen Pärchen nebenan mitbekommen haben, als uns lieb war. Mit den beiden haben wir dann aber noch einen netten Abend verbracht, an dem wir uns einig waren, dass der Laden nicht so der burner ist.
Unser persönliches Langkawi-Highlight haben wir an unserem letzten Tag auf der Insel erlebt, als wir uns noch den chinesischen Tempel der Insel angucken wollten. Wie immer haben wir uns für den Weg ein Gräb gebucht und haben beim Fahrer einen richtigen Glücksgriff gemacht! Dieser war ein chinesisch-stämmiger Malaie, der uns schon auf dem Weg sehr viel über das Zusammen- oder eher Nebeneinanderherleben der chinesischen und der malaiischen Bevölkerung erzählt hat.
Hier eine kurze Zusammenfassung: Während der Kolonialisierungszeit wurden sehr viele Gastarbeiter*innen aus China und Indien nach Malaysia geholt, wovon sich viele dort langfristig niedergelassen haben. In dieser Zeit war es den Zugewanderten nicht erlaubt, Land zu kaufen und von Landwirtschaft zu leben, weshalb sie auf ökonomische Tätigkeiten auswichen und überwiegend in den Städten lebten.
Nach dem Ende der Kolonialisierung gab es eine Art „Deal“ zwischen der malaiischen und der chinesischstämmigen Bevölkerung: In der Politik hatten die Zugewanderten keinen Einfluss, dafür konnten sie ihre Traditionen und ihre Kultur ohne Restriktionen leben. Das führt dazu, dass auch heute die beiden Bevölkerungsgruppen komplett nebeneinander her leben, ihre eigenen Schulen haben und im öffentlichen Leben wenig Kontakt miteinander haben.
Der Taxifahrer hat uns auch erzählt, dass Tourist*innen aus China sehr erstaunt sind, wie sehr die ursprüngliche chinesische Kultur in Malaysia noch gelebt wird, weil das wohl in China nicht mehr so der Fall ist, da dort die Familien wegen des immensen Leistungsdrucks gar nicht mehr die Kapazitäten haben, ihre Bräuche an die nächste Generation weiterzugeben.
Angekommen am Tempel wurde die Erfahrung noch viel schöner: Der Taxifahrer hat uns angeboten, uns den Tempel zu zeigen und hat uns ganz viel über die Bräuche und den buddhistischen Glauben erklärt. So tief hätten wir mit keinem Guide der Welt in die besondere Kultur Malaysias eintauchen können.
Kuala Lumpur – von den Einheimischen nur lässig KL genannt
Nach einer letzten Nacht mit viel zu wenig Schlaf dank einer Partytruppe im Dorm-Room nebenan und einer trampelnden Ratte in unserem Dach machten wir uns auf den Weg zu unserem letzten Ziel in Malaysia: Kuala Lumpur.
Wir hatten sehr unterschiedliche Meinungen zu Kuala Lumpur gehört: Einige fanden die Stadt wahnsinnig faszinierend, andere nur laut und dreckig. Ich fand die Stadt irgendwie gemütlich – was aber auch an dem mega gemütlichen Hotelzimmer gelegen haben könnte, das wir da hatten. 😀
Die meiste Zeit in KL – so wird die Stadt von den Malaien genannt – sind wir staunend durch die Straßen mit den riesigen Hochhäusern gelaufen, haben uns die chinesische Altstadt angeschaut und in den Malls weihnachtliche Kühle genossen. In einem chineischen Tempel haben wir zufälligerweise einen Drachentanz miterlebt.
Am ersten Abend saßen wir in einem Restaurant und wurden mehr oder weniger unfreiwillig zum Hintergrund einer Gruppe angetrunkener Japanerinnen, die enthusiastisch Reels für Instagram gedreht hat. Der Abend wird uns nicht nur wegen der witzigen Erfahrung, sondern auch wegen des köstlichsten Vietnamesischen Essens so far lange in Erinnerung bleiben – ich sag nur frittierter Tofu getoppt mit geröstetem Zitronengras, Chili und Knoblauch. 😍
Die Petrona-Towers sind DIE Sehenswürdigkeit, an die wahrscheinlich jede*r denkt, wenn es um eine Malaysia-Reise geht. Wir haben uns das Shoppingcenter in den unteren Etagen angeschaut, aber leider war das Wetter wieder nicht so der Hammer, dass wir uns den teuren Eintritt für die Skybridge gespart haben. Die Wassershow vor den Towers hat uns ehrlich gesagt auch nicht so gut gefallen, da waren wir wahrscheinlich etwas verwöhnt von Singapur.
Interessant von außen anzusehen war das noch im Bau befindliche Merdeka PNB 118, das einmal das zweithöchste Gebäude der Welt werden soll. Allerdings finde ich den Titel „zweithöchstes Gebäude der Welt“ etwas geschummelt, weil die letzten 150 Meter aus einer schmalen Spitze bestehen. Trotzdem war das Gebäude in der Innenstadt von fast überall zu sehen und schon ziemlich beeindruckend.
Eine Sache stand für Malaysia noch auf unserer Liste: Durian probieren. Die „Kotzfrucht“ wird eigentlich nur noch an Tourist*innen total überteuert (2-3€ pro Stück) verkauft, aber da sie so bekannt ist und ursprünglich aus Malaysia kommt, wollten wir diese Attraktion nicht auslassen. Geschmeckt hat sie uns leider echt nicht, die Konsistenz war etwas schleimig und ich fand, dass sie nach Zwiebel geschmeckt hat… Also muss nicht, aber wir sind froh, sie mal ausprobiert zu haben. Viel besser hat uns Jackfruit geschmeckt, die auch regelmäßig auf Nachtmärkten verkauft wird.
Und dann waren unsere drei Wochen in Malaysia auch schon um und wir waren erstaunt, wie lieb wir dieses für uns vorher kaum einschätzbare Land gewonnen haben. Wieder einmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir uns Anfang Dezember in den Flieger nach Bangkok gesetzt, wo wir einen Tag später Janniks kleine Schwester Anna getroffen haben. 🙂
Also das mit dem „zweithöchsten“ ist ja wirklich maximal geschummelt. 😂 Schön, dass du meine Schwäche für Nahaufnahmen fütterst, Daria. ❤️