Kambodscha – Hochkultur und traurige Vergangenheit

Kambodscha ist weltbekannt für Angkor Wat. Trotzdem gehört es zu den ärmsten Ländern in Südostasien, was nicht zuletzt an der jüngeren grausamen Geschichte des Landes liegt.

Ankunft in Siem Reap

Der Grenzübergang von Thailand nach Kambodscha verlief wie alle vorherigen Übergänge, vor denen wir uns mega die Platte gemacht haben, unkompliziert und mit einem weiteren schönen Visum in unseren Reisepässen ging es nach Siem Reap. Dort hatten wir einen Transfer vom Hotel organisiert bekommen, allerdings sind wir in einem anderen Hotel gelandet, als wir ursprünglich gebucht hatten. Der Manager war super freundlich und hat uns erklärt, dass unser Zimmer im anderen Hotel leider noch belegt ist, weil eine der Personen krank geworden ist und das Paar ihre Abreise um einen Tag verschieben musste, aber uns kam das alles etwas merkwürdig vor. Schließlich waren wir frisch angekommen in einem neuen Land, das wir noch gar nicht einschätzen konnten.

Für die Nacht haben wir dann dieses Zimmer genommen und uns wurde versprochen, dass wir am nächsten Tag in das andere Hotel umziehen können. Das konnten wir tatsächlich, also waren auch hier unsere Sorgen völlig unbegründet. Aber nach unseren Erfahrungen in Thailand und Laos sind wir etwas vorsichtiger geworden, was zu freundliche Menschen angeht, die haben uns da nämlich leider oft genug übers Ohr gehauen. :/

Generell ist uns gerade in den touristischen Gegenden in Kambodscha eine ziemliche Überfreundlichkeit aufgefallen, wobei sie nicht immer ehrlich wirkte, sondern eher so, als würde man versuchen, einen guten Eindruck zu machen. Uns persönlich gefällt Ehrlichkeit dann doch immer etwas besser, weshalb wir uns in Restaurants nicht immer so wohl gefühlt haben.

Nach kurzer Aklimatisierung – in Kambodscha ist es nochmal ein gutes Stück heißer als in Bangkok und da wars schon ziemlich warm – haben wir uns fürs Abendessen in die Innenstadt gewagt und sind über ein sehr gut aussehendes griechisches Restaurant gestolpert. Das kam nach ca. 10 Stunden Busfahrt wie gerufen! Mit vollen Mägen haben wir noch einen kleinen Abstecher in die Partystraße gemacht, die echt eine ziemlich krasse Partystimmung hatte, das hatten wir ehrlich gesagt nicht von einem Ort erwartet, der bekannt ist für seine Tempel. 😀

Das Geldsystem in Kambodscha ist auch sehr spannend: Es gibt zwei Währungen, in denen bezahlt werden kann, kambodschanische Riel und US Dollar. Ausländer*innen bekommen an Bankautomaten immer Dollar ausgespuckt, Wechselgeld gibt es dann oft in einer Mischung aus Dollar und Riel. Allerdings müssen die Dollar, mit denen man bezahlt, in einwandfreiem Zustand sein, da die Banken sie sonst wohl nicht annehmen und dementsprechend die Händer*innen und Restaurants immer sehr genau das Geld betrachten. Es war also immer spannend zu bezahlen, da man nie wusste, ob der Schein den Anforderungen genügte.

Leider sind in Kambdoscha die Tuktuk-Fahrer wahnsinnig penetrant und selbst wenn du eindeutig signalisierst, dass du keinen Transport oder andere Dienste brauchst, die dir dieser Mensch besorgen kann, wird immer weiter nachgebohrt. Du könntest deine Meinung ja noch ändern.

Wir hatten allerdings direkt als Pickup vom Bus einen sehr netten, nicht zu aufdringlichen Tuktuk-Fahrer, der uns seine Nummer da gelassen hatte. Mit Mr. Mao haben wir die etwas weiteren Wege inklusive unserer Tempeltour bestritten.

Die Tempeltour durch Angkor Wat

Natürlich stand ganz oben auf unserer Liste eine Tagestour durch die Tempel in der Region Angkor, wobei Angkor Wat „nur“ einer von vielen ist, wenn auch der größte und beeindruckendste. Wir buchten also über das Hotel eine ganztägige Tour mit Mr. Mao, fuhren zum Ticketoffice, wo wir mal wieder gefühlt eine Niere daließen, weil der Eintritt ziemlich hoch war und stratzten daraufhin den ganzen Tag durch die Tempel.

Die Anlagen waren auch wirklich beeindruckend, am besten hat uns der Ta Phrom gefallen, der auch als Lara Croft Temple bezeichnet wird, da hier ein Lara Croft Film gedreht wurde. Die Bäume, die ihren Weg durch und über die Steine der Ruinen finden, sehen auch wirklich beeindruckend aus.

Trotzdem befiel uns irgendwann eine Tempelmüdigkeit, weil es wirklich viele schöne Tempel waren, aber wie das so ist, wenn man zu viel schönes auf einmal sieht – man kann das Schöne daran irgendwann nicht mehr richtig würdigen. Wahrscheinlich ist der Dreitagespass sinnvoll, wenn man wirklich alles sehen möchte, aber so fertig, wie wir am Abend waren, waren wir ziemlich froh, dass wir nur einen Tag für den Besuch eingeplant hatten und den Rest unserer Zeit gemütlich in der Stadt rumschlunzen und in unserem wunderbaren Vier-Sterne-Hotel für 30 € die Nacht im und am Pool chillen konnten. Eine private Massage hatten wir für die Unannehmlichkeiten der ersten Nacht vom Hotel geschenkt bekommen, wir konnten also einen richtigen kleinen Spa-Urlaub genießen. 🙂

Rollerfahren und Fledermäuse in Battambang

Unser nächster Stopp in Kambodscha war wieder etwas abseits der Tourist*innenpfade, da wir nicht auf die Insel Koh Rong wollten, aber trotzdem noch etwas mehr vom Land sehen wollten, außer Siem Reap und Phnom Penh. Also entschieden wir uns für Battambang, wo wir in kambodschanischer Busfahrermanier innerhalb kürzester Zeit hingefahren wurden.

Ehrlich, der Verkehr in Kambodscha ist absolut crazy: Gefahren wird hauptsächlich auf der Überholspur, die oftmals halt der Gegenverkehr ist, um gar nicht erst für langsamere Fahrzeuge abbremsen zu müssen. An Rollern kommt man sowieso immer vorbei, egal wie wenig Platz noch ist und Schilder für Geschwindigkeitsbegrenzungen habe ich gefühlt gar nicht gesehen.

Heil in Battambang angekommen mussten wir uns erst mal wieder gegen ein paar Tuktukfahrer durchsetzen, die uns von dem Tuktukfahrer abwerben wollten, mit dem wir gerade den Preis besprochen hatten. Dieser hat uns dann zu unserer Unterkunft für die nächsten Tage gebracht: Ein zauberhaftes Airbnb einer französischen Familie, die für ein paar Monate mit ihren Kindern in Kambodscha lebt und arbeitet. Wir hatten die obere Etage für uns und haben uns ein bisschen so gefühlt, als wären wir bei Freunden zu Besuch, was eine sehr schöne Abwechslung war nach so vielen Monaten on the road.

In Battambang haben wir beschlossen, dass wir ganz gerne mal wieder mit dem Roller die Gegend erkunden wollen würden, auch wenn das Auswärtige Amt sagt, dass man das nicht unbedingt in Kambodscha machen sollte. Wir haben einen Verleih gefunden, der ganz vertrauenswürdig aussah und auch der Roller war nicht der schlechteste, den wir auf unserer Reise gemietet hatten. Die nächsten Tage haben wir also immer schön nah am Rand fahrend das battambangsche Umland erkundet.

Kambodscha ist ein sehr armes Land und das hat man vor allem auf dem Land umso mehr gesehen. Am Straßenrand liegt immer Müll, viele Felder sind trocken und unbestellt. Es gibt viel Rinderhaltung, aber alle Kühe, die wir gesehen haben, waren sehr abgemagert. Im Vergleich zu Thailand und Vietnam, zwei der Nachbarländer, sieht man Kambodscha seinen niedrigen wirtschaftlichen Status leider echt an. Zu Laos können wir keinen Vergleich ziehen, da wir dort nur eine Woche in der Touri-Hochburg Luang Prabang waren.

Besonders spannend in Battambang waren unsere beiden Fledermauserfahrungen. Wir hatten uns auf einer der Rollertouren einen Ort rausgesucht, wo riesige Flughunde in den Bäumen leben und das war schon ziemlich beeindruckend, diese riesigen Tiere casual an einem Baum hängen zu sehen. Noch viel beeindruckender war allerdings die Bat Cave. Im Umland von Battambang gibt es einen riesigen Felsen, in dem eine riesige Fledermauskolonie lebt, die jeden Abend zum Sonnenuntergang ausschwärmt, um Nahrung zu suchen. Das dauert locker eine halbe/dreiviertel Stunde, bis alle Fledermäuse in einem nie endenden Strom ausgeflogen sind. Und man riecht sogar den Mief, den die Mäuse aus der Höhle mitbringen. Sehr beeindruckend.

Krank in Phnom Penh

Leider hatte ich mir schon in Siem Reap eine heftige Erkältung oder Grippe weggeholt, die sich immer weiter ausbreitete und mich pünktlich zur Weiterreise nach Phnom Penh ordentlich weggenatzt hat. Also saß ich sechs Stunden mit meiner Maske leidend voller Schmerzen (man kann ja leider kein Aspirin Komplex in Südostasien nehmen, weil das sehr blöd wäre, falls es doch Dengue ist…) im Bus Richtung Hauptstadt und war wirklich doll froh, dass wir wieder einen Busfahrer hatten, der die Strecke abgerissen hat, als würde er einen neuen Rekord aufstellen wollen.

Die ersten Tage in Phnom Penh waren dementsprechend ruhig und ich war sehr dankbar für unser großes gemütliches Hotelzimmer, in dem ich mich auskurieren konnte. Als es langsam besser ging, haben wir uns ein bisschen Phnom Penh angeschaut, aber die Stadt ist wirklich nicht so super schön.

Ganz oben auf der Must-See-Liste für Phnom Penh stand, die Killing Fields zu besuchen und uns näher mit der Geschichte Kambodschas auseinanderzusetzen. Die Killing Fields sind inzwischen ein Freiluftmuseum, das an einem früheren Gefängnis und Ort von Massenhinrichtungen errichtet wurde.

Vor knapp 50 Jahren kamen in Kambodscha die Roten Khmer an die Macht, die das Land gewaltsam in ein agrarkommunistisches Land umbauen wollten. Das bedeutete zuerst, dass die Stadtbevölkerung von heute auf Morgen aufs Land getrieben wurde, um dort unter schrecklichen Bedingungen zu arbeiten und mündete in einem Genozid an der eigenen Bevölkerung, bei dem fast 2 Millionen Kambodschaner*innen innerhalb kürzester Zeit getötet wurden. Diesen Ort zu sehen hat uns sehr mitgenommen, zumal dort noch viele ungeöffnete Massengräber unter der Erde sind, aus denen nach und nach noch immer Knochen und Kleidung hochkommen.

Gefüllt mit neuen Eindrücken und Gedanken über unsere Welt ging es am nächsten Tag weiter nach Vietnam und pünktlich zur nahenden Abreise hat Jannik natürlich volle Kanne meinen Virus mitgenommen, so dass das eine richtig lustige Geschichte wurde. 😀

Bilder

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