In Laos haben wir sehr viel über die immer noch deutlich spürbaren Auswirkungen des Vietnamkriegs gelernt – und den allerschönsten Ort der Welt entdeckt!
Kleiner Einschub: Wir haben den Blog leider sträflich vernachlässigt, weil wir viel zu sehr mit reisen beschäftigt waren. Also ist jetzt bei uns eigentlich schon März und wir sitzen in Südkorea. Aber nicht zuletzt für uns wollen wir die Reise einmal komplett aufschreiben und unsere Erfahrungen festhalten, wenn auch etwas zeitverzögert. Hoffentlich bereiten euch diese Texte trotzdem noch Freude!
Wer etwas aktueller miterleben möchte, was wir so machen, sollte am besten auf unserem Instagram vorbeischauen, wir machen ziemlich regelmäßig Stories, die wir auch als Highlights zum Nachgucken abspeichern.
Überstürzte Abfahrt
Wie im vorherigen Beitrag erwähnt, sollte es morgens um 6 losgehen. Also hieß es für uns alle viel zu früh aufstehen, um sich wenigstens noch einen Kaffee hinterzukippen, an Frühstück war um diese Uhrzeit nicht zu denken. Jannik und ich waren kurz vor 6 unten und da wir im Dorm-Room Geräusche gehört hatten, gingen wir davon aus, dass Anna auch gleich kommen würde. Aber sie kam nicht und kam nicht und reagierte auch nicht auf unsere Nachrichten. Dummerweise hatten wir den Schlüssel zum Hostel schon eingeworfen, so dass wir nicht wieder in Gebäude rein konnten. Glücklicherweise konnten wir sie per Anruf wecken, denn anscheinend hatte Anna den Wecker noch schlafend ausgemacht und seelig weitergeschlafen. In Windeseile war sie jedoch unten und wir waren sehr froh, dass sich der Transport zur Grenze etwas verspätete.
Allerdings verspätete er sich ganz schön, wir warteten und warteten bis es schon 7 Uhr war und das Hostel langsam öffnete. Die Angestellten in der Frühschicht, die hauptsächlich fürs Frühstück zuständig waren, konnten allerdings kaum Englisch und wussten auch nicht viel über die Tour, so blieb uns nichts anderes übrig, als weiter zu warten.
Um kurz nach 7 kam ein sichtlich gehetzter und schon fast voller klappriger Minivan mit schlafenden Backpacker*innen, der mit uns los Richtung Grenze scheuerte. Wir vermuten, der Fahrer hat auch verschlafen. 😀
An der Grenze angekommen durften wir doch tatsächlich eine kleine Extragebühr dafür zahlen, dass wir den Ausreisestempel aus Thailand bekommen. Die Einreise nach Laos verlief problemlos und mit einem TukTuk wurden wir zum Haus/Büro unseres ab Laos zuständigen Reiseleiters gebracht, wo wir erst mal eine kleine Verschnaufpause und Frühstück bekommen haben.
Dort hatten wir auch die Möglichkeit, Sim-Karten zu erstehen. Diese waren ziemlich teuer (ab 5 € für eine Woche, was ungefähr das 1000fache ist im Vergleich zu dem, was man in einem normalen Handyladen zahlen würde), aber die Aussicht, zwei Tage auf dem Boot zu sitzen und nicht mal ab und zu Internet zu haben, war nunmal nicht so prall.
Also entschieden wir uns, die total überteuerten Karten zu kaufen. Immerhin wurde uns unlimited Data für diese Woche versprochen. Wie sehr wir abgezogen wurden, sollte sich ca. drei Tage später rausstellen, als erst Annas und dann Janniks Sim-Karte nicht mehr funktionierte. Wir hatten uns dazu entschieden, zweimal das kleine Paket und einmal das nächstgrößere Paket zu kaufen, da wir insgesamt 8 Tage in Laos verbringen würden und am letzten Tag nicht ganz ohne Internet dastehen wollten.
Es stellte sich heraus, dass das Versprechen von unlimited Data für eine Woche eine dreiste Lüge war, im Endeffekt gab es 3 GB für 3 Tage… Das nächstgrößere Paket war auch nicht ganz so, wie versprochen, aber immerhin hatten wir 30 GB für zwei Wochen, so dass wir uns den Rest der Zeit mit Hotspots über Wasser halten konnten.
Mekong Tag I – Hilfe, wir sind auf einem Partyboat
Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nichts von der Abzocke, der wir gerade auf den Leim gegangen waren und sind gut gelaunt mit dem TukTuk zum Pier gefahren. Am Hafen begegneten wir ein paar Verkäufer*innen, die lautstark Bier in Kühlboxen verkauften – ein Umstand, der den ersten Tag unserer Bootsfahrt nachhaltig prägen sollte. Wir waren nicht interessiert an Bier oder anderer Verpflegung, denn wir hatten in Chiang Rai ordentlich vorgesorgt. Es ging also für uns direkt aufs Boot, das auch schon bald ablegen sollte.
Leider hatten einige der größtenteils jungen britischen Mitreisenden sich gut mit Bier eingedeckt, so dass innerhalb der nächsten sechs Stunden zunehmend Partyboot-Atmosphäre aufkam. Mit Kopfhörern in den Ohren war auch das allerdings gut aushaltbar und die Landschaft, die wir auf der Fahrt den Mekong entlang sehen zu Gesicht bekamen, ließ die leichten Unannehmlichkeiten schnell in den Hintergrund rücken. 🙂
Die Nacht verbrachten wir in Pakbeng, einem kleinen Ort am Mekong ungefähr auf halber Strecke, das komplett auf die Durchreise der Slow Boat Tour-Nutzer*innen ausgelegt war. Kaum ausgestiegen, wurden uns Fotos von Unterkünften unter die Nase gehalten, wo wir die Nacht hätten verbringen können. Allerdings hatten wir bereits etwas gebucht – Anna ein Hostel und Jannik und ich ein Zweibettzimmer mit schöner Aussicht auf den Mekong – also suchten wir uns die TukTuks raus, die uns zu unseren Unterkünften bringen sollten, um erst mal unser Gepäck loszuwerden.
Bei uns fuhr ein Typ mit, der uns vorher schon aufgefallen war, weil er zum einen Annas Sitznachbar auf dem Boot war und zum anderen aussah, als wäre er der Serie „Vikings“ entsprungen. Als wir beim Check In seinen Namen erfuhren, wurde das Bild noch zusätzlich vervollständigt: Alex Anderson. Der gebürtige Brite und professionelle Boxer lief uns später beim Abendessen nochmal über den Weg und wir verbrachten einen sehr unterhaltsamen Abend zusammen, wobei ich gestehen muss, dass mein Englisch bei seinem britischen Akzent an seine Grenzen kam, wenn die Unterhaltung an Fahrt aufnahm – wer braucht schon Konsonanten…
Mekong Tag II – Zum Glück sind alle müde
Nach einer mäßig gemütlichen Nacht ging es am nächsten Morgen früh aufs Boot, zusammen mit einem Haufen verkaterten und dementsprechend wunderbar ruhigen Brit*innen, die die zweite Hälfte der Fahrt anscheinend zur Regeneration nutzen. Glück für uns, so konnten wir ganz in Ruhe die zweite Runde wundervoller Mekong-Aussicht inklusive Wasserbüffeln auf Sandbänken und süßen Dörfern am Flussufer genießen.
Nach insgesamt 15 Stunden auf dem Boot waren wir dann aber doch froh, endlich in Luang Prabang angekommen zu sein. Nachdem wir den Transfer von Pier in die Stadt und weiter zu unseren Unterkünften – Anna hatte ein Hostel, wir ein kleines Homestay – erfolgreich gemeistert hatten, fehlte uns nur noch eine Sache für einen perfekten Abend: Futter. Dazu brauchten wir allerdings Geld und das wurde dann doch irgendwie problematisch. Die Geldautomaten in Laos werden jeden morgen frisch aufgefüllt und sind abends immer leer… Nach einigen erfolglosen Abhebeversuchen und zunehmend hungiger Laune fanden wir zum Glück eine Wechselstube, die uns zehn Dollar, die wir noch in der Tasche hatten, in Kip umtauschen konnte. So war unser Abendessen auf dem Night Market gesichert und wir stellten uns einen Wecker, um am nächsten Tag an Bargeld zu kommen.
Wo die Magie existiert
Nach einem entspannten ersten Tag in Luang Prabang wollten wir uns natürlich noch das örtliche Natur-Highlight, den Kuang Si-Wasserfall anschauen. Nachdem wir auf Bali einige Wasserfälle gesehen hatten, die uns nicht so krass umgehauen hatten, waren auch hier die Erwartungen nicht so überragend hoch. Aber wow, hatten wir uns da geirrt.
Nach einer holprigen Busfahrt, nach der Anna erst mal 5 Minuten liegen musste, entdeckten wir den schönsten Ort unser ganzen Reise (ich schreibe das am 18.3.2023, ca. 2 Monate später und bisher ist mir nichts auch nur ansatzweise so schönes vor die Linse gekommen). Ich erinnerte mich lebhaft an den Blogartikel von Giannas und Aunaus Reise in der selben Gegend vor ein paar Jahren, in dem Gianna mit den Worten: „Ich sterbe!“ zitiert wurde und konnte beim Anblick dieses paradisischen Ortes genau nachfühlen, woher dieser Ausdruck kam. Türkises Wasser plätscherte in sanften Terrassen zwischen grünem Urwald an uns vorbei – ein Wasserfall so schön wie eine Feenquelle bildete den Höhepunkt.
Leider hatten wir nur zwei Stunden am Wasserfall, ehe der Van mit uns zurück nach Luang Prabang fuhr. Wir hatten gerade noch so Zeit für den Wanderweg hoch zum Ursprung des Wasserfalls, wobei der Weg runter echt nicht ohne war. Mit dem Gefühl, nicht genung Zeit gehabt zu haben, beschlossen wir, ein paar Tage später nochmal zum Wasserfall zu fahren, da wir diesen Ort wahrscheinlich nicht so schnell wiedersehen würden.
Zwischen Kultur und Kriegserinnerungen
Da wir eine ganze Woche in Luang Prabang hatten, konnten wir uns so ziemlich alles anschauen, was das kleine Städtchen zu bieten hat. Dabei durften natürlich das örtliche Heimatmuseum im Royal Palace, eine laotische Theateraufführung und diverse Tempelbesuche nicht fehlen. Darüber hinaus statteten wir dem örtlichen Nachtmarkt ca. 1x am Tag einen Besuch ab und auch den Morning Market haben wir uns einmal angeschaut. An diesem Morgen sind wir vor allem früh aufgestanden, um die morgendliche Gabe an die Mönche mitzuerleben, die jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang geschieht. Da die Mönche sich um das seelische Wohl der laotischen Bevölkerung kümmern, können sie sich nicht gleichzeitig um den Erwerb ihrer Nahrung kümmern. Um das spirituelle Gleichgewicht zu halten, geben die Laot*innen einen Teil ihrer Nahrung an die Möche ab, damit diese ihre Energie in die spirituelle Arbeit investieren können.
Neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten war es uns auch sehr wichtig, mehr über die jüngere Geschichte des Landes zu erfahren. Während des Vietnamkrieges führte der Ho-Chi-Minh-Pfad durch Laos und Kambodscha und wurde von den Amerikaer*innen stark bombadiert. Das führte dazu, dass in keinem Land der Welt so viele Blindgänger im Boden liegen und immer noch die Bevölkerung verletzen und töten, wie in Laos. Da dieser Teil des Vietnamkrieges nie offiziell von Amerika anerkannt wurde, existiert er im westlichen Bewusstsein nicht und es wird nicht ausreichend Hilfe von den verantwortlichen Parteien geleistet. In Luang Prabang gibt es zu diesem Thema ein Museum, das UXO Lao Visitor Center, das die Geschichte gut aufbereitet erklärt.
Leider werden auf dem Markt im Zentrum Gegenstände aus Bomben verkauft, die suggerieren, dass man mit dem Kauf dieser Souvenirs der laotischen Bevölkerung hilft, etwas Geld zu generieren. Allerdings bringen sich viele Menschen, darunter vornehmlich Kinder, in Gefahr, um Blindgänger zu suchen, damit aus diesem Metall diese Souvenirs gemacht werden können. Also haben wir nichts davon gekauft, da wir den Anreiz, Blindgänger zu suchen, nicht mit unserer Kaufentscheidung erhöhen wollten.
Auf dem Rückweg vom Museum hatten wir die spannendste Brückenerfahrung, die Anna mit den Worten „Das hätte in Deutschland kein TÜV zugelassen“ kommentierte: Außen an der Brücke, über die die Roller gescheppert sind, gab es einen Pfad bestehend aus drei Planken und einem Geländer in ca. 30 Metern Höhe für die Fußgänger. Ich war noch nie so froh, eine Brücke hinter mir zu haben. 😀
Nach einer Woche, in der wir viel lernen konnten und wunderschöne Natur sehen durften, hieß es für uns zurück nach Bangkok, da Anna nach 5 gemeinsamen Wochen wieder Richtung Heimat musste.
Hahaha, ihr habt das Bild einfach perfekt nachgestellt…! ❤️ Zum Glück musstet ihr, wenn ich das richtig rauslese, nur einmal über die Brücke. 😳 Und an ähnlich romantisch gefüllte Sun-Set-Viewpoints kann ich mich auch noch gut erinnern. 😂
Oh Gott, ihr musstet mehrfach über diese Brücke? Ihr armen! 🙈