Unsere letzten Tage auf Bali haben wir in einer Gegend verbracht, die für uns vor allem durch den G20 Gipfel, Katzen und Surfer geprägt und gleichzeitig gut für die Heilung von Darias Fuß war.
Katzen im krabbeligen Dschungel
in Uluwatu hatten wir einen Unterkunft, die sich The Vertical House nennt. Das Grundstück besteht aus mehreren kleinen Hütten und einem Haupthaus, in dem unten die Hosts wohnen und oben der Gemeinschaftsbereich für alle ist. In dem Gemeinschaftsbereich gab es ein paar Hängematten und einen großen Tisch für 10 Leute. Etwas abgetrennt gab es auch noch eine Küche mit Kühlschränken und einem Trinkwasserspender für alle. Die Küche wurde auch von den Besitzer*innen benutzt wurde, wodurch ein familiäres Beisammensein gestaltet wurde. Die Idee war sehr nett, aber viel los war da nie. Wir haben den Bereich auch nicht viel genutzt, außer zum Frühstücken und Kaffee trinken.
Wenn man gerne surft, könnte man sich auch ein Surfboard ausleihen und sogar Surfstunden buchen. Die Unterkunft war insgesamt sehr für Surfer ausgelegt, wahrscheinlich surfen die beiden Besitzer*innen auch. Die Unterkunft wird von einem italienischen Paar betrieben, das sich hier auf Bali niedergelassen hat. Generell scheint es eine ziemlich große italienische Community im Süden Balis zu geben, an keinem anderen Ort auf der Insel war die Dichte an italienischen Restaurants so groß. Das Vertical House war unsere erste Unterkunft, die nicht von Einheimischen betrieben wurde.
Das hatte den Vorteil, dass in der Unterkunft zwei Katzen leben, die auch wirklich zutraulich sind. Ich hab das Gefühl, dass die Balinesen eher keine Katzen besitzen, Hunde sieht man hier öfter. Die beiden Katzen sind jedenfalls gerne mal vorbei gekommen und haben uns besonders bei Regen viel Gesellschaft geleistet. Sobald sie dann mal woanders waren, kam unser obligatorischer Haustokeh zu Besuch.
Abgesehen von den Katzen fanden wir die Unterkunft aber nicht so schön. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber die Besitzerin war irgendwie immer etwas angespannt, während sie vordergründig auf sehr entspannt gemacht hat und es wirkte alles etwas verlassen und lieblos. Als wäre das vor ein paar Jahren ihr Traum gewesen und jetzt passt es aber nicht mehr. Vielleich waren wir aber auch nur nicht auf der gleichen Wellenlänge – sowas passiert ja auch hin und wieder.
Für Daria war die Insektendichte etwas zu hoch – überall gab es winzige Ameisen und eines abends fanden sie den Conditioner von Daria wohl etwas zu wohlriechend und haben eine Straße über ihr Kissen zu ihrem Kopf gebaut… Aber hey, immerhin keine großen Spinnen.
Zwischen Surfern und Politik
In Uluwatu gibt es vorrangig Surfer- und Strand-Tourismus, ganz im Gegensatz zum eher spirituellen Tourismus in Ubud. Neben der guten Lage zum Surfen haben wir am Strand einige Bespaßungsprogramme gesehen. Jetski, Bananenboot, Parasailing und vieles mehr, was man auf dem Meer machen kann, wurde da angeboten. Ich habe sogar überlegt, hier vielleicht doch nochmal meinen Tauchschein auszupacken und mir die Unterwasserwelt anzuschauen, aber ohne Tauchbuddy geht’s leider nicht. Aber für alle, die viel Spaß im und auf dem Wasser haben, ist das auf jedenfall ein richtig guter Ort, um Urlaub zu machen.
Schon als wir mit unserem Transfer nach Uluwatu gefahren sind, ist uns aufgefallen, das hier viel mehr Polizei und sogar Militär zu sehen ist. Am ersten Abend wollte ich vom Einkaufen auf die Straße fahren und ein Polizeimotorrad hat mich gestoppt. Dahinter waren mehrere Polizeiautos und einige schwarze Wagen mit verdunkelten Scheiben. Da ist uns aufgegangen, dass es wohl was mit dem G20 Gipfel zu tun hat, der ja kurz nach unserer Abreise auf Bali stattfindet. Entsprechend festlich geschmückt sind hier auch die Straßen und überall hängen Banner vom G20 Gipfel und viele der Hauptstraßen sehen für balinesische Verhältnisse sehr neu aus. Ich kann mir vorstellen, dass hier viel neu gebaut wurde, seit fest steht, dass der Gipfel hier stattfindet. Ich fand es jedenfalls sehr spannend, das ganze etwas von außen zu betrachten und gleichzeitig hautnah mitzuerleben. Später haben wir auch noch erfahren, das alle Einheimischen über die Zeit der Gipfels zuhause bleiben sollen, damit die Straßen frei sind.
Mit dem Roller in alle Ecken des Südens
Wir haben uns natürlich mal wieder einen Roller gemietet und ihn auch wirklich viel genutzt, da Daria nach unserem kleinen Roller-Unfall nicht wirklich laufen konnte und ich sie deshalb etwas durch die Gegend gefahren habe.
In Uluwatu gibt es das Puja Mandala. Das ist eine Worship Complex, wo für fünf Religionen Gotteshäuser stehen. Eine Moschee, eine katholische Kirche, ein buddhistischer Tempel, eine evangelische Kirche und ein Hindutempel sind hier nebeneinander aufgebaut. Ich war tatsächlich etwas verwundert, dass hier keine Synagoge aufgebaut ist, dafür gleich zwei christliche Kirchen. Bevor wir uns alle Gebäude von aussen angesehen hatten, sind wir in die katholische Kirche gegangen, da wir dachten es wäre die einzige Kirche. Gehört irgendwie zu unseren Reisen dazu, einmal in eine Kirche (oder so) zu gehen und uns anzusehen wie das in dem Land so aussieht.
Dabei haben wir dann zwei Polizisten gefragt, die davor standen, ob wie denn einfach rein gehen können und sie haben uns dann die kleine Kapelle daneben gezeigt. Wir haben uns dann kurz reingestellt, aber eigentlich wollten wir ja die Kirche sehen und sind nicht zum Beten hergekommen. Als wir wieder gehen wollten, hat uns einer der beiden gefragt, ob wir für seinen Sohn einen Geburtstagsgruß aufnehmen können, weil er heute Geburtstag hat. Scheinbar fand er es wirklich schön von ein paar „Christen“ einen Gruß für seinen Sohn zu haben. Da wir gehört haben, dass Ungläubige teilweise nicht so gerne gesehen werden, sind wir im Zweifel dann auch Christen. Jedenfalls haben wir uns dann die anderen Häuser nicht mehr angesehen, auch weil außen an den Gebäuden (haben wir dann aber erst gesehen) steht, dass man nur zum Beten in die entsprechenden Häuser gehen darf. Schade eigentlich, ich habe noch nie eine Moschee oder einen hinduistischen oder buddhistischen Tempel von innen gesehen.
Auf einer unserer Touren haben wir noch den südlichsten Zipfel Balis besucht, was auch der südlichste Punkt unserer ganzen Reise war. Spannend fand ich vorallem, dass sehr viele Indoneser hier in ihrem Urlaub hingefahren sind, um sich das auch mal anzusehen. Da es hier sonst nur eine Bar mit einem Mindestbestellwert von 50€ gab, haben wir uns mal die Warungs etwas abseits angesehen. Nachdem wir bestellt hatten, haben wir gesehen, wie dreckig die Küche eigentlich ist. Wir waren froh, dass wir nur gebratenes bestellt hatten. Die Bewertungen auf Google waren so gut, dass da eigentlich nichts passieren sollte – und so war es dann im Endeffekt auch. Ich hatte das beste Nasi Goreng meines Lebens und wir hatten überhaupt keine Probleme mit dem Essen – 10/10 gerne wieder.
Ein weiteres Highlight unserer Zeit in Uluwatu war unser Ausflug nach Kuta, weil Daria gerne noch einen Sarong kaufen wollte und das ja beim letzten Versuch nicht geklappt hat. Wir haben also eine lange Rollerfahrt über die Autobahn gemacht, was an sich schon ein Abenteuer war, um dann nach Kuta zu kommen. Da angekommen haben wir uns dann die Marktstraße angesehen. Hier gibt es viele kleinere Läden die vor allem Souvenirs verkaufen. Beim schlendern hat mich dann jemand angesprochen, weil er mir Gras verkaufen wollte – in Anbetracht der strengen Gesetze gegen Drogen hat uns das hier ziemlich überrascht. Aber Kuta ist vor allem bekannt für sein Nachtleben und da ist die Nachfrage wahrscheinlich hoch genug, um das Risiko einer harten Strafe in Kauf zu nehmen.
Wir haben dann einen Laden gefunden, wo es wirklich schöne Sarongs gab, die zwar etwas teurer waren, als die in Ubud, aber auch schöner und aus besseren Stoffen. Daria hat ihr ganzen Handelsgeschick eingesetzt und am Ende einen wirklich schönen grünen Sarong mit goldenen Mustern für 100k IDR (ca 6,70€) gekauft.
Abschied von der Insel der Götter
Und dann waren unsere vier Wochen auf Bali plötzlich rum und wir waren überrascht, wie schnell die Zeit dann doch rumging.
Am vorletzten Abend, den wir einfach als unseren letzten Abend deklariert haben, waren wir in einem italienischen Restaurant mit Live-Musik. Der Sänger hat immer das Publikum nach Songwünschen gefragt und als wir ankamen, hat er uns gefragt woher wir kommen. Auf unsere Antwort – Germany – hat die Truppe ihr einziges deutsches Lied ausgepackt, das sie im Repertoire hatten: „Marmor Stein und Eisen bricht“. Etwas beschämt haben wir uns trotzdem irgendwie darüber gefreut, so weit weg von zu Hause dieses furchtbare deutsche Lied zu hören. 😀
Dem Tag der Abreise haben wir etwas nervös entgegengeblickt, da dieser einen Tag vor dem G20-Gipfel war. Also haben wir den Transfer zum Flughafen sehr großzügig im Voraus gebucht und sind dann überraschenderweise fast ohne Stau durchgekommen. Aber besser so rum, als Flug verpassen.
Mit Vorfreude auf neue Abenteuer und Abschiedsschmerz im Herzen sind wir also ohne weitere Zwischenfälle in den Flieger gestiegen und hoffen, dass wir irgendwann noch mal hier sein können.
Wie schön, wenn neben wildem Tanken und speziellen Küchengepflogenheiten vertraute sich zusammenrollende Katzen ein bisschen Vertrautheit in die Fremde bringen. ❤️